TRUDE PETRI UND DIE KPM BERLIN
Bildhauerin, Malerin und Designerin - die Hamburgerin Trude Petri gehört zu den bedeutendsten Gestaltern ihrer Zeit. Der Beweis für diese Erfolgsgeschichte findet sich noch heute im Museum of Modern Art in New York. Heute erfahren Sie, wie Petri und die KPM Berlin zueinander fanden.
Am 25. August 1906 wurde Trude Petri in Hamburg geboren. Von 1925 bis 1927 besuchte sie in Hamburg die Staatlichen Schulen für freie und angewandte Kunst und begann eine Töpferausbildung. Im Jahr 1927 zog sie nach Berlin und arbeitete unter Otto Gothe an der Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst (heutige UdK Berlin) in der keramischen Fachklasse. Damit erfolgte bereits der erste Kontakt Trude Petris zur Manufaktur, denn die keramische Fachklasse von Otto Gothe, in der sie studierte, war der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM Berlin) angegliedert.
Ab 1928 war Petri zunächst freie Mitarbeiterin an der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM Berlin) unter der Direktion von Nicola Moufang. Als 1929 Günther von Pechmann die Leitung der Manufaktur übernahm, wurde Petri als Gestalterin fest angestellt. Zwei Jahre später entwarf die Bildhauerin, Malerin und Designerin das Tafelservice URBINO. Konsequent aus der Grundform des Kugelabschnittes aufgebaut, besticht URBINO durch Klarheit und Eleganz und ist ein formvollendeter Klassiker aus "weißem Gold".
So einfach wie möglich, so elegant wie möglich
Für den Entwurf, den die KPM Berlin 1932 erstmals der Öffentlichkeit präsentierte, ließ sich Petri von chinesischen Reisschalen und fahnenlosen Keramiktellern der italienischen Renaissance inspirieren. Trotz der historischen Vorbilder verrät URBINO die Einflüsse der Bauhauszeit, in der es entstand. Immer wieder hervorgehoben wurde auch die vielseitige Verwendbarkeit des Services. So kann der Deckel der Schüssel auf den Griff gestellt gleichzeitig als Schale dienen. Die KPM Berlin war darüber hinaus die erste künstlerisch ambitionierte Traditions-Manufaktur, die ein völlig undekoriertes Service, das wie kein anderes die Bestrebungen des Werkbundes nach „reiner Form“ repräsentierte, erfolgreich auf den Markt brachte. So verwundert es nicht, dass die Form URBINO 1936 auf der VI. Triennale di Milano mit der Goldmedaille und 1937 auf der Internationalen Weltausstellung Paris mit einem Grand Prix ausgezeichnet wurde. URBINO gilt als vorbildlich für zeitloses Porzellan-Design und ist im Museum of Modern Art in New York ausgestellt.
In Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Siegmund Schütz entwickelte sie 1938 zum 175- jährigen Jubiläum der Manufaktur das Service ARKADIA. Der Formenentwurf ist geprägt von einer klaren Linienführung; die Gefäße sind zylindrisch oder konisch. Die Teller mit ihrem scharfen Bruch zwischen Fahne und Spiegel sind in Anlehnung an die Zinnteller des 17. Jahrhunderts entstanden. Die Einzelteile des Services zieren Medaillons aus unglastiertem Porzellan. Auf den von Siegmund Schütz entworfenen, kunstvoll geschnittenen Reliefmedaillons, wird die Geschichte des Traumlandes Arkadien erzählt. Arkadien, die Landschaft des griechischen Peleponnes, war Schauplatz der hellenistischen und römischen Schäferdichtung.
Die Medaillons werden vor dem Glasieren durch eine mit dem Pinsel aufgetragene Wachsschicht geschützt. Im Brand schmilzt das Wachs, so werden die zarten Biskuitporzellan-Medaillons frei und die übrigen Porzellanflächen strahlen in ihrem Glanz.
Die ARKADIA Kollektion
Die Form des Services FELDBLUMENRELIEF AUF BORD entwickelte Trude Petri 1940 gemeinsam mit Gerhard Gollwitzer. Ein zartes Relief von Feldblumen und Gräsern ist mit leichter Hand über die Fläche verstreut. In seiner Großzügigkeit setzt es einen spielerischen Kontrapunkt zur strengen Linie der Formgebung. Das Service spiegelt auf charmante Weise die Natur in Porzellan.
Das Streben Trude Petris, Porzellan zu gestalten, dass ebenso einfach wie elegant ist, ließ 1947 den BLUMENBECHER entstehen. Zum 100. Geburtstag der bedeutenden KPM-Designerin brachte die KPM Berlin im Jahr 2006 eine Neuauflage der ebenso zeitlosen wie funktionalen Vase heraus. Der BLUMENBECHER verleiht jedem Strauß eine edle Ausstrahlung, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.
Im Jahr 1967 wurde ihr letzter Entwurf für die KPM Berlin, die Vase „Tee“ (heute CADRE) hergestellt. Im Alter von 90 Jahren verstarb Trude Petri am 5. Februar 1998 in Vancouver, wo sie nach dem Tod ihres Mannes hinzog. Doch ihre Entwürfe haben sie überlebt und werden bis heute in Handarbeit hergestellt und als Designklassiker gefeiert.