DIE ESSKULTUR DES PREUSSENKÖNIG

Wie Gott in Frankreich – fühlen wir uns sprichwörtlich, wenn wir es uns mal richtig gutgehen lassen. Dabei muss man gar nicht so hoch und weit greifen. “Wie die Könige in Preußen” würde auch schon reichen. Wie sie gelebt und gespeist haben, können Sie ab nächstem Jahr im Humboldt Forum des Berliner Stadtschlosses erleben. Vorab haben wir für Sie aber schon mal einen kleinen Vorgeschmack...

Für jeden Gast ein Koch

 

Von Königen erwarten wir, dass sie weniger kleckern als klotzen. Wir stellen uns ein sorgloses Leben im Überfluss vor, üppig eingedeckte Festtafeln und Brathähnchen, die in offene Münder fliegen. Ganz so ausschweifend war es aber natürlich nicht, jedenfalls nicht täglich. Der Tagesablauf von Friedrich dem Großen war zum Beispiel sehr strikt durchgetaktet: Nach dem Morgenkaffee widmete sich der Regent dem Flötenspiel, um 9 Uhr erschienen die Kabinettsräte und von 10 bis 11 gab er Audienzen. Pünktlich um 12 wurde zur Mittagstafel gebeten, die meistens drei Stunden dauerte. Friedrichs Tischgesellschaften aus sieben bis zehn Gästen waren berühmt, hier wurde in französischer Sprache Konversation betrieben, während in der Hofküche 12 Köche für das leibliche Wohl sorgten. Deftige und herzhafte Speisen waren die Favoriten des Königs – wohl sehr zum Leidwesen seiner Ärzte: Kohl, Schinken, Aaalpastete, Selleriesuppe, Sardellen, saure Gurken, Mehlspeisen und Polenta. Je würziger, desto besser.

 

Wein und Vorurteil

 

Bis zum Kaffee widmete sich Friedrich II. noch einmal dem Musizieren und seiner Korrespondenz, um anschließend wieder Gäste zu empfangen. Ab 18 Uhr fand dann die abendliche Tafelrunde statt, wieder in überschaubarem Kreis, denn große Fest-Bankette mit bis zu 1000 Personen waren auch für den König eine Ausnahme. Der ausgeschenkte Wein war, wie sollte es anders sein, französischer Herkunft, in der Regel ein Bergerac oder Bordeaux. Rheinweine kamen dem König nicht in die Gläser, weil er sie für die Gichterkrankung seines Vaters verantwortlich machte: “Wer einen Vorgeschmack auf das Gehenktwerden bekommen will, muss nichts anderes tun als Rheinwein trinken” soll er wohl einmal gesagt haben. – Welch Ironie, dass er später selbst als gichtgeplagter Mann starb.

Das Lieblingsservice des Königs

 

In dem Maße, in dem er dem Wein des Rheingebiets schlechte Publicity einbrachte, war Friedrich der Große ein Liebhaber von Porzellan. Als er 1763 die Königliche Porzellan-Manufaktur erwarb, wurde er selbst sein bester Kunde. Ab 1774 löste Geschirr aus dem weißen Gold die bis dato gängigen Silberteller im Schloss ab. Sein Lieblingsservice war das 1767 von Friedrich Elias Meyer entworfene NEUZIERAT. Das elegante Relief aus Blattranken, Blumen und Rocaillen auf der Fahne umrahmte kunstvoll die Köstlichkeiten auf den Tellern. Das Besondere daran: Die Farbgebung aus Gold und dem von Friedrich so geliebten matten Blauton Bleu mourant, was soviel wie “sterbendes Blau” heißt – ein Begriff, der an die leicht bläuliche Gesichtsfarbe von Personen erinnert, denen schwindelig wird und aus dem sich das geflügelte Wort “blümerant” entwickelt hat.

In der reinweißen Variante hat NEUZIERAT, dessen Form bis heute unverändert geblieben ist, alle Epochen überdauert. Wenn auch Sie einmal wie Friedrich der Große speisen wollen, verleiht dieses Service Ihrer Tafel zu Hause anmutigen Glanz. Was vom königlichen Menü würde eher bei Ihnen aufgetischt werden: Kohlsuppe à la Fouqué mit Rebhuhn und Speck oder Hühnchen mit gefüllter Gurke auf englische Art?