KRÄFTE BÜNDELN UND GUTES BEWIRKEN

Das Blau des neuesten KPM To-go Bechers hat einen besonderen Absender, denn es ist das Blau der Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM). Auf der ganzen Welt setzt sie sich dafür ein, auf soziale Missstände hinzuweisen und der modernen Sklaverei ein Ende zu setzen. Gemeinsam machen IJM und KPM Berlin den Becher jetzt zum Botschafter für eine besondere Herzensangelegenheit. Mehr erfahren Sie im Interview mit Dietmar Roller, dem Vorstandsvorsitzenden von IJM...

Ghana gehört zu den größten Kakaoproduzenten der Welt. Zum Zweck des kollektiven Genusses von Schokoladenprodukten werden dort schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder ausgebeutet. Viele von ihnen verrichten gefährliche Arbeiten wie das Roden der Anbauflächen mit Kettensägen, das Ernten der Kakaoschoten mittels Macheten und das Hantieren mit gesundheitsschädlichen Pestiziden. Geschätzte 40 Prozent der Kinder in den Kakaoanbaugebieten Ghanas sind laut der Studie „Children at the Heart“ von Embode aus dem Jahr 2016 diesen Gefahren und damit einer ständigen Verletzung der UN-Kinderrechtskonvention und des geltenden Landesrechts, das vielfach nicht durchgesetzt wird, ausgesetzt. Missstände, aus denen auch hierzulande Profit geschlagen wird: 9,5 Prozent der weltweiten Kakaoernte werden in Deutschland verarbeitet, einem der Länder mit dem höchsten Verbrauch von Kakaoprodukten pro Kopf.

 

Das Problem der modernen Sklaverei ist vielen gar nicht bewusst. Was bedeutet moderne Sklaverei?

Roller: Im Kern nichts anderes als früher auch schon: Menschen werden als Ware und gegen ihren Willen kommerziell ausgebeutet. Der Begriff "moderne Sklaverei" soll auf die traurige Tatsache aufmerksam machen, dass dieses uralte Verbrechen immer noch weltweit begangen wird, auch wenn es in den meisten Ländern der Welt verboten ist. Nur zeigt es sich eben in vielen modernen Spielarten, in den globalen Lieferketten und Dienstleistungen. Es sind heute sogar mehr Menschen versklavt als je zuvor.

Was macht IJM, um Sklaverei und Gewalt gegen Menschen in Armut zu stoppen?

Roller: Menschen in Armut fehlt nicht nur der Zugang zu Geld und Bildung, es fehlt ihnen auch der Schutz des Rechtssystems. Deshalb werden sie Opfer von Gewalt und Sklaverei. IJM (International Justice Mission) arbeitet mit Regierungen und Behörden zusammen, um das zu ändern. Gemeinsam mit Polizei und Justiz befreien wir Menschen aus Sklaverei und Gewaltsituationen und begleiten die Betroffenen in ein Leben in Freiheit. Außerdem setzen wir uns für die Überführung und erfolgreiche Verurteilung von Täterinnen und Tätern ein. Schließlich gehen wir gemeinsam mit Regierungen und Behörden an die Wurzeln des Problems im Rechtssystem, beispielsweise durch Schulungen von Polizei und Justiz.

Inwiefern machen sich die Folgen der modernen Sklaverei in Deutschland bemerkbar?

Roller: Für jede und jeden von uns arbeiten im Durchschnitt etwa 60 Menschen als Sklaven. Viele Dumpingpreise der Importprodukte in unseren Regalen wären anders nicht möglich. Das betrifft zum Beispiel Elektronikprodukte, Kleidung, aber auch Lebensmittel wie Kakao oder Fisch. Aber natürlich werden auch bei uns in Deutschland Menschen versklavt. Offensichtlich ist das beispielsweise bei Zwangsprostitution. Deutschland ist hier ein wichtiger Hotspot in Europa für Frauen, die beispielsweise aus Rumänien und Albanien verschleppt werden.

Eines der Produkte, das am meisten nach Deutschland importiert wird, ist Kakao. Wie können wir uns die Zustände/Arbeitsbedingungen in der Kakaoindustrie bzw. auf den Plantagen vorstellen?

Roller: Die Arbeit auf den Plantagen ist hart und zum Teil auch gefährlich oder mindestens gesundheitsschädlich. Es wird viel in Handarbeit erledigt: Roden mit Kettensägen, Ernten mit Macheten, Ausbringen von Pestiziden. Das Schlimme daran ist, dass genau diese schwere Arbeit in nicht wenigen Fällen von Minderjährigen geleistet wird. Man geht von ungefähr 1,5 Millionen Kindern aus, die auf den Plantagen von Ghana und der Elfenbeinküste arbeiten, den größten Exporteuren von Kakao. Unter ihnen sind Kinder, die möglicherweise gezielt verschleppt und dann ausgebeutet werden.

Der Becher ist bis zum Ende des Jahres 2021 in ausgewählten KPM Stores erhältlich.

Das sind wirklich schreckliche Bedingungen, die vielen von uns wahrscheinlich gar nicht bekannt waren, weil man dazu kaum Informationen erhält. Um diese Informationen zu bieten und Aufklärungsarbeit zu leisten, hat IJM ein ganz besonderes Projekt in Ghana ins Leben gerufen. Können Sie dazu noch etwas sagen?

Roller: Ende 2020 konnten wir in Ghana ein eigenes Projekt starten, mit Förderung der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) im Auftrag des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Dabei geht es zuerst darum, die Formen von Kinderarbeit und ihre Hintergründe genau zu verstehen. Im nächsten Schritt prüfen wir, welche Schwächen in der Strafverfolgung die Ausbeutung von Kindern begünstigen. Und dann werden wir die Aufklärung der Bevölkerung unterstützen. Alles mit dem Ziel, dass Kinder in Zukunft besser geschützt sind und Ausbeutung wirklich nachhaltig beendet werden kann.

Was ist das Besondere an der KPM Berlin als Kooperationspartner für dieses Projekt?

Roller: Das Auftreten und das Handeln von Unternehmen sind von einflussreicher Bedeutung im Kampf gegen Sklaverei. Mit welcher Haltung sie arbeiten, wie sie ihre Stimme gegenüber Kundinnen und Kunden nutzen, ihre gesellschaftliche Rolle wahrnehmen. Das hat Gewicht. Wenn dann eine traditionsreiche Marke wie die KPM sich so deutlich positioniert und mit uns öffentlich gegen Sklaverei stellt, dann freut uns das besonders! Uns verbindet eine hohe Wertschätzung für Qualität, Nachhaltigkeit und gute Arbeit. Dafür steht KPM, dafür stehen wir gemeinsam.

Welche Bedeutung hat für Sie der KPM To-go Becher im IJM Blau als Botschafter für die Freiheit?

Roller: Es ist notwendig, dass wir gemeinsam ohne Scham darüber sprechen: Es ist 2021 und jede Form der Sklaverei muss endlich ein Ende haben! Hinter dieses Anliegen stellt sich die KPM mit ihrer ganzen Arbeit und klarer Haltung. Der Becher ist deshalb ein tolles und mutiges Statement. Und mit dem To-go Becher hat auch Jede und Jeder selbst die Chance, im Alltag ganz klar Stellung zu beziehen und dieses wichtige Thema sprichwörtlich in die Welt zu tragen.

Welchen Tipp können Sie all denen geben, die sich gegen moderne Sklaverei stark machen möchten?

Roller: Der wichtigste Schritt ist die Entscheidung, sich damit auseinander zu setzen: das Bewusstsein für das Problem schärfen, den eigenen Konsum anschauen, sich informieren und zum Beispiel Herstellern Fragen stellen. Wer mehr weiß, kommt dann ganz von selbst mit anderen ins Gespräch darüber. Über 1.000 Botschafter/-innen von IJM tun genau das überall in Deutschland, informieren und engagieren sich auch politisch. Nicht zuletzt ist natürlich auch jede Spende an uns eine wertvolle Investition in die Zukunft und ermöglicht es uns, Menschen zu befreien.

Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender der IJM

Über Dietmar Roller

Was bringt einen Sozialwissenschaftler und Theologen aus der Schwäbischen Alb dazu, in Bolivien Kinder aus Silberminen zu holen oder auf den Philippinen vermisste Minderjährige in Bordellen zu suchen? Im Fall von Dietmar Roller waren es seine vielen aufrüttelnden Erfahrungen in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Durch seine vielen Einsätze für die Opfer von Armut und Ausbeutung weiß er, dass die Verbesserung von Rechtssystemen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Menschenhandel spielt. Als weltweit gefragter Experte macht er das Problem der Sklaverei zu einem wichtigen Thema in der Entwicklungszusammenarbeit.

Über IJM Deutschland e.V.

IJM Deutschland e.V. ist der deutsche Zweig der weltweit größten Anti-Sklaverei-Organisation International Justice Mission. Wir verbessern Rechtssysteme gemeinsam mit Regierungen und lokalen Behörden, um Gewalt gegen Menschen in Armut zu bekämpfen und ihren Schutz zu garantieren. Ein besonderer Fokus liegt auf der Abschaffung von Sklaverei und Menschenhandel. Weltweit arbeiten wir an 30 Standorten in 22 Ländern mit über 1.000 Mitarbeitenden.

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